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Sport

GrenzEcho

Dienstag, 6. Juni 2017

29

Anders als in den Vorjahren

waren es diesmal ausschließ-

lich die Spieler und Trainer,

die selbst die Besten in ihren

Reihen kürten.

Der 26-jährige Qerimi, der

in der kommenden Saison ei-

ne Profikarriere beim franzö-

sischen Erstligisten Cesson-

Rennes startet, sammelte 225

seiner insgesamt 327 Punkte

in der ersten Meisterschafts-

hälfte. „Ich freue mich natür-

lich über diese Auszeichnung,

aber ich hätte die belgische Li-

ga noch lieber mit einem Titel

verlassen“, so der 26-Jährige

mit Blick auf die Play-off-Fi-

nalniederlage in der vergange-

nen Woche. Bei Cesson-Ren-

nes wird Qerimi ein Schütz-

ling von Yérime Sylla, der auch

die belgische Nationalmann-

schaft betreut.

Arber Qerimi, der wie die

Kedziora-Brüder zum aktuel-

len Aufgebot der National-

mannschaft gehört, ist der

Sohn des aus dem Kosovo

stammenden Bujar Qerimi,

der in der Vergangenheit auch

schon die KTSV Eupen betreu-

te.

Bartosz Kedziora, Handbal-

ler des Jahres 2016, verbesser-

te sich in der Endabrechnung

vom vierten (95) auf den zwei-

ten Rang mit insgesamt 280

Punkten und war damit der

beste Spieler der zweiten

Meisterschaftshälfte. Auch Da-

mian Kedziora sammelt 163

seiner 266 Punkte zwischen

Januar und Mai.

Diese „Aufholjagd“ ist si-

cherlich dem Triple (BeNe-Li-

ga, Pokal und Meisterschaft)

von Achilles Bocholt geschul-

det. Obwohl Damian und Bar-

tosz Kedziora „nur“ auf dem

zweiten und dritten Platz lan-

deten, gab es im Bocholter La-

ger Grund zu feiern: Mit Björn

Alberts („Für mich ist es das

zweite Mal, denn ich bin vor

zehn Jahren Torhüter des Jah-

res in den Niederlanden ge-

worden“) und Bart Lenders

(„Ich hoffe, dass meine Spieler

für mich gestimmt haben“)

stellt das Team den Torhüter

und den Herrentrainer des

Jahres.

Auch Handballerin des

Jahres wechselt ins

Ausland.

Handballerinnen des Jahres

2017 wurde Nele Antonissen

vom DHW Waasmunster. Wie

Qerimi wird auch Antonissen

die belgische Liga verlassen.

Sie wagt einen zweiten Ver-

such, in der niederländischen

Ehrendivision Fuß zu fassen,

diesmal in Dalfsen.

Die Raerenerin Vera Menni-

cken (Initia Hasselt) wurde

Neunte. Trainer des Jahres bei

den Damen darf sich Jo Delpi-

re nennen. Beste Torfrau wur-

de Sint-Truidens rumänischer

Neuzugang Edith Cochici.

Bei

den

Schiedsrichtern

schließlich setzten sich das

Duo Stephen Martens/Angelo

Verdonck durch.

Handball:

Arber Qerimi (Callant Tongeren) zum Spieler des Jahres 2017 gewählt

Kedziora-Brüder landeten

auf den Plätzen 2 und 3

Arber Qerimi ist am Frei-

tagabend in Sint-Truiden

als Handballer des Jahres

2017 ausgezeichnet wor-

den. Der Mittelaufbau von

Vizelandesmeister Callant

Tongeren landete in der

Abstimmung vor den für

Achilles Bocholt spielen-

den Brüdern Bartosz und

Damian Kedziora aus Eu-

pen.

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Arber Qerimi wechselt mit der Auszeichnung Handballer des Jahres in die französische Profiliga.

Fotos: Seppe Dupain

Klein, aber oho: Mit deutlichem

Vorsprung vor Edel Robyns (Ini-

tia Hasselt) wurde Nele Anto-

nissen Handballerin des Jahres

2017.

Unmittelbar nach der Preis-

verteilung im Businessbereich

des Stadions von Fußball-Erst-

divisionär Sint-Truiden am

Freitagabend bezog Bartosz

Kedziora Stellung zur diesjäh-

rigen Entscheidung in Sachen

Spieler des Jahres. Der Eupe-

ner in Bocholter Diensten war

in gewisser Weise als Titelver-

teidiger angetreten. Stimmbe-

rechtigt waren aber diesmal

nur Spieler und Trainer.

Wie lebt es sich mit dem

zweiten Platz? Sie haben ja

im zweiten Halbjahr noch

schwer aufgeholt.

Ich bin ja letztes Jahr Hand-

baller des Jahres gewonnen,

und auch aufgrund dessen ist

das System geändert worden.

Im letzten Jahr war es so, dass

man nur aufgrund der Play-

offs, also der letzten acht Spie-

le, bewertet wurde. Dieses Jahr

hat man es so eingerichtet,

dass man von Anfang an eine

Stimmrunde hatte. Wenn man

das Zwischenresultat sieht,

kann man feststellen, dass

mein Bruder und ich relativ

weit hinten lagen. Trotzdem

sind wir Zweiter bzw. Dritter

geworden und können damit

sehr zufrieden sein. Aber ich

bin ehrlich: In einer Sportler-

karriere möchte man immer

gewinnen, auch bei so einer

Ehrung, selbst wenn das nicht

ganz so wichtig ist. Es ist scha-

de, aber damit kann ich leben.

Drei Titel mit der Mannschaft

und heute auf dem zweiten

Platz. Das ist doch ein sehr

gutes Ergebnis, oder?

Sicher ist das ein sehr gutes

Ergebnis. Zu unserer Mann-

schaft muss man sagen, dass

es eigentlich vier bis fünf Bo-

cholter Spieler verdient hät-

ten, Handballer des Jahres zu

werden. Jetzt sind zwei Spieler

unter den ersten Drei, und der

Dritte von uns ist Sechster ge-

worden. Das zeigt, dass wir

nicht nur eine gute Mann-

schaft haben, sondern auch

über individuelle Klasse verfü-

gen.

In der übernächsten Woche

stehen noch zwei Länder-

spiele gegen Norwegen und

in Frankreich an. Wie schwer

ist es, sich nach einer so lan-

gen Saison noch einmal zu

motivieren?

Kurz vor dem Spiel und im

Spiel selber wird die Motivati-

on kein Problem sein. Natür-

lich befinden wir uns in einer

Art Zwischenphase, in der

man schon versucht, ein biss-

chen herunterzukommen und

nicht mehr ganz so viel zu

trainieren. Das Schwierige

wird halt sein, zum Spiel wie-

der fit zu werden. Ich gehe

trotzdem davon aus, dass,

wenn die Halle voll sein wird,

wir wieder genügend Motiva-

tion haben werden. (jph)

NACHGE FRAGT BE I . . .

Bartosz Kedziora, Handballer aus Eupen

„Ein Sportler möchte

immer gewinnen“

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

.......................................

Bartosz Kedziora

HERREN

1. Arber Qerimi (Tongeren) 327

2. Bart. Kedziora (Bocholt) 289

3. Dam. Kedziora (Bocholt) 266

4. Jer. De Beule (Tongeren) 189

5. Robyns Tom (Hasselt)

175

6. R. Valkenborgh (Bocholt) 88

7. Benjamin Danesi (Visé)

85

8. Simon Ooms (Hasselt)

81

9. Yves Vancosen (Visé)

35

10. Toon De Vis (Haacht)

35

DAMEN

1. N. Antonissen (W’muns.) 323

2. Edel Robyns (Hasselt)

207

3. Sar. Leenen (St.Truiden) 203

4. Ev. Claessens (St.Truiden) 188

5. S. Marteleur (St.Truiden) 174

6. Sofie Geutjéns (Bocholt) 62

7. Sam Robyns (Hasselt)

60

8. Iris Peeters (Bocholt)

49

9. Vera Mennicken (Hasselt) 39

10. A. Bemelmans (Hasselt) 33

H I NTERGRUND

Top 10 bei den Handballern

Uwe Gensheimer verzog keine

Miene. Mit gesenktem Blick

und aschfahlem Gesicht nahm

Deutschlands

Ausnahme-

Handballer die Trophäe für

den besten Torschützen der

Königsklasse entgegen. Wäh-

rend Ex-Spice-Girl Melanie C

„We are the champions“ mit

den johlenden Siegern von

Vardar Skopje sang, stand

Gensheimer der Schock des in

letzter Sekunde geplatzten

Champions-League-Traums

förmlich ins Gesicht geschrie-

ben. Wenige Augenblicke spä-

ter schlich der Kapitän der

deutsche Nationalmannschaft

völlig niedergeschlagen in die

Kabine.

„Es ist zum Kotzen, so zu

verlieren, ganz bitter, ein

scheiß Gefühl“, sagte Genshei-

mer. Das Finale mit Top-Favo-

rit Paris St. Germain sollte

nach einem emotionalen Jahr

voller Höhen und Tiefen zum

bisherigen Höhepunkt seiner

Karriere werden, doch nach

der überraschenden 23:24-

Endspiel-Niederlage

vergos-

sen die Stars aus der französi-

schen Hauptstadt bittere Trä-

nen.

Das Finale mit Top-Favorit

Paris St. Germain sollte

zum bisherigen

Höhepunkt seiner Karriere

werden.

Selbst der Pokal für seine fa-

mose Champions-League-Sai-

son mit 115 Toren, den er so-

fort nach der Verleihung ei-

nem Pariser Betreuer in die

Hand gedrückt hatte, war für

Gensheimer kein Trost: „Das

ist mir egal. In diesem Mo-

ment kann man sich nur

schwer freuen.“

Zu sehr schmerzte der jäh

zerplatzte Traum vom Cham-

pions-League-Titel, zu qualvoll

wog noch der Moment nach,

als Skopjes Ivan Cupic Gens-

heimer auf dem rechten Flü-

gel entwischte und PSG mit

seinem Siegtor zwei Sekunden

vor der rettenden Verlänge-

rung mitten ins Herz traf. Der

viermalige Handballer des Jah-

res und beste Spieler Deutsch-

lands jagt weiter erfolglos sei-

nem ersten großen internatio-

nalen Titel hinterher.

Es war nicht das erste Mal,

dass Gensheimers Ziele in die-

ser Saison wenige Augenblicke

vor Schlusspfiff schonungslos

zerschmettert wurden: Im

Halbfinale der Olympischen

Spiele von Rio war es sein Pari-

ser Teamkollege Daniel Narcis-

se, der der Nationalmann-

schaft um Kapitän Genshei-

mer zwei Sekunden vor Spie-

lende die Hoffnung vom

Olympia-Finale und von der

Chance auf die Goldmedaille

nahm. Der emotionale Tief-

punkt der Saison war für

Gensheimer allerdings nicht

sportlicher, sondern privater

Natur. Kurz vor dem Start der

Weltmeisterschaft im Januar

in Frankreich musste er den

überraschenden Tod seines

Vaters Dieter verkraften. Gens-

heimer stellte sich in den

Dienst der Mannschaft, nahm

trotzdem am Turnier teil.

„Mein Vater hätte es so ge-

wollt“, sagte der 30-Jährige.

Doch zur emotionalen Ach-

terbahnfahrt des Uwe Gens-

heimer im vergangenen Jahr

gehörten auch Höhenflüge:

364 Tage vor der schmerzvol-

len Final-Niederlage in Köln

hatte Gensheimer noch den

bislang schönsten Titel seiner

Laufbahn gefeiert. Nach 13 Jah-

ren bei den Rhein-Neckar Lö-

wen holte der Deutsche die

erste deutsche Meisterschaft

der Vereinsgeschichte. Doch

nach dem lang ersehnten Titel

mit

seinem

Herzensklub

strebte Gensheimer nach hö-

heren Zielen. Der Traum vom

Champions-League-Sieg trieb

ihn im Sommer zum Star-En-

semble von Paris St. Germain

mit vier aktuellen oder ehe-

maligen Welthandballern. „Ich

habe mit Paris größere Chan-

cen gesehen, diesen Titel zu

gewinnen“, sagte Gensheimer.

Zwar gelang ihm in seiner De-

büt-Saison das Double aus

Meisterschaft und nationalem

Pokal - doch auf den erhofften

großen Wurf muss Deutsch-

lands

Vorzeige-Handballer

weiter warten. (sid)

Handball - Champions League:

Vardard Skopje gewinnt Endspiel und vermiest Uwe Gensheimer ein Jahr voller Höhen und Tiefen

Emotionale Saison endet „zum Kotzen“

Der emotionale Tiefpunkt der

Saison war für Uwe Genshei-

mer nicht sportlicher, sondern

privater Natur.

Foto: afp