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Sport

GrenzEcho

Mittwoch, 1. März 2017

25

Der 29-jährige Eupener ist au-

ßerdem zum besten Spieler

des Spiels (MVP, „Most Valua-

ble Player“) und zuvor bereits

ins All-Star-Team für die ge-

samte Saison gewählt worden.

Mit dem Linksaußen, der als

Bankkaufmann in Eupen ar-

beitet, unterhielten wir uns

über das anstrengende Wo-

chenende, die anschließenden

„Feierlichkeiten“ und was die

Zukunft bringen soll.

Herr Kedziora, herzlichen

Glückwunsch zum Gewinn

der BeNe-Liga-Meisterschaft.

Wie schwer war das Unter-

fangen?

Vielen Dank. Das war sehr

schwierig, weil wir an einem

Wochenende zwei Spiele in-

nerhalb von 24 Stunden be-

streiten mussten, die die Meis-

terschaft entschieden. Das

heißt, dass wir in zwei Begeg-

nungen eine Topleistung ab-

liefern mussten. Deswegen ha-

ben wir auch nach der ersten

Halbzeit im ersten Spiel am

Samstag, als wir gegen Hasselt

deutlich führten, einen Gang

heruntergeschaltet, um Kraft

zu sparen für die Aufgabe im

Finale am Sonntag. Das hätte

auch nach hinten losgehen

können, aber ist es zum Glück

nicht. Wir haben beide Spiele

mit einem Tor Unterschied ge-

wonnen. Da sieht man schon,

wie knapp die Sache war.

Und dann hatten Sie im Fina-

le gegen OCI Lions aus den

Niederlanden mit zwölf To-

ren einen maßgeblichen An-

teil am Sieg und sind zum

Spieler des Spiels bezeichnet

worden. Eine besondere Aus-

zeichnung?

Ich war sehr überrascht,

dass ich zum MVP gewählt

wurde. Als Außenspieler be-

kommst du eigentlich nie so

eine Auszeichnung - oder zu-

mindest sehr selten. Warum

ich diesen Titel erhalten habe,

weiß ich auch nicht. Ich habe

auch nicht nachgefragt, weil

das ehrlich gesagt für mich

keine große Bedeutung hat.

Das Wichtigste war, dass wir

zum ersten Mal mit der Mann-

schaft die BeNe-Liga gewon-

nen haben.

Liegt es vielleicht daran, dass

Sie als Spieler sechs Feldtore

geworfen und sechs Sieben-

meter verwandelt haben?

Ja, vielleicht. Mein Bruder

meinte auch, dass sie wahr-

scheinlich einfach nur ge-

schaut haben, wer am meisten

getroffen hat (lacht). Wir ha-

ben insgesamt sehr viele Tore

geworfen. Und ob das jetzt ich

bin, der sie wirft, oder ein an-

derer, das macht für mich kei-

nen großen Unterschied.

Auch Ihr Bruder wurde diese

Saison als Handballer des

Jahres ausgezeichnet. Das

beste Jahr in der Kedziora-Fa-

milie?

Ich habe vergangenes Jahr

schon erzählt, dass ich mich in

einer sehr guten Phase befin-

de. Und ich hoffe, dass ich das

jedes Jahr bestätigen kann. Ich

fühle mich gut, und das ist die

Hauptsache. Ich glaube aber

schon, dass es das beste Jahr

bislang war. Vor allem ist es so,

dass - auch wenn man es nicht

vermutet - Niederlagen auch

helfen können. Durch die Feh-

ler, die man gemacht hat, lernt

man sehr viel. Wir hatten mit

Bocholt auch mal eine Phase,

in der wir zwar immer in den

Endspielen

standen,

aber

durch kleine Unachtsamkei-

ten nicht das Maximale her-

ausgeholt haben. Ich glaube,

dass wir jetzt erfahrener, abge-

klärter und gelassener gewor-

den sind. Wir laufen nicht

mehr wie kleine Kinder vor ei-

nem Endspiel nervös durch

die Gänge und machen uns

verrückt. Jetzt ist beispielswei-

se das Final-Four-Finale ein

Spiel wie jedes andere auch.

Wir sind reifer. Das ist der

Hauptgrund. Und wir trainie-

ren natürlich auch mehr im

Gegensatz zu früher. Das ist

auch normal, denn sonst

kommst du nicht über die Sai-

son. Was mich persönlich be-

trifft, kommt noch die Tatsa-

che hinzu, dass ich glückli-

cherweise nie verletzt bin.

Und ich bin eigentlich sehr

konstant in meinen Leistun-

gen. Ich habe keine Höhen

und Tiefen. Natürlich kommt

es mal vor, dass ich in einem

Spiel nicht ganz so aktiv bin,

aber ich habe nie wirklich

schlechte Spiele. Das hilft mir

natürlich für mein Selbstver-

trauen.

Und das hilft Ihnen auch,

zum dritten Mal in Folge ins

All-Star-Team berufen wor-

den zu sein. Wie bewerten

Sie diese Auszeichnung?

Die zwölf Trainer der BeNe-

Liga bestimmen hier die drei

besten Spieler auf einer Positi-

on. Anschließend wird noch

im Internet abgestimmt. Es ist

für mich eine Ehre und Wert-

schätzung, dass ich das zum

dritten Mal in Folge geschafft

habe. Es ist eine persönliche

Bestätigung und zeigt mir,

dass sich der Aufwand lohnt.

Manche denken, dass man

einfach in die Halle geht und

ein bisschen Handball spielt,

aber ich richte ja mein ganzes

Leben nach dem Sport aus.

Für Bocholt war es der erste

Sieg der BeNe-Liga, nachdem

das Team 2013 den Vorgän-

gerwettbewerb, die Bene-

lux-Meisterschaft, gewonnen

hat. Wie war die Stimmung

in Hasselt?

Ich habe gespürt, dass die

Fans den Titel auf jeden Fall

haben wollten. Ich kann be-

haupten, dass wir die besten

Zuschauer haben, die auch die

lautesten sind. Und das pusht

uns noch einmal.

Wurde lange gefeiert?

Wir sind von Hasselt nach

Bocholt zu unserer Sporthalle

gefahren. Wir waren aber alle

so müde und konnten kaum

mehr stehen, da haben wir

nicht lange gefeiert. Die bei-

den Spiele waren einfach zu

anstrengend. Wir sind es eher

gemütlich angegangen.

Der Titel wurde also nicht bis

morgens sechs Uhr gefeiert?

Nein (lacht).

Wie geht es jetzt weiter für

Sie? Peilen Sie das Double

mit Pokal oder sogar das Tri-

ple mit der Belgischen Meis-

terschaft an?

Wir haben jetzt Lust auf

mehr bekommen. Das Triple

wäre schon großartig. Am 11.

März steht zuerst das Pokal-

halbfinale gegen Hasselt an.

Gewinnen wir da, treffen wir

im Finale am Ostermontag in

Löwen entweder auf Sasja

oder Kortrijk. Am 18. März ge-

hen die Play-offs los, in denen

die vier belgischen Teams

noch den Landesmeistertitel

unter sich ausmachen.

Und für Sie und Ihren Bruder

in der Nationalmannschaft?

Da messen wir uns in der

Qualifikation für die EM in

Kroatien 2018 in der ersten

Mai-Woche noch mit Litauen

und Norwegen. Mitte Juni

spielen wir noch einmal gegen

Litauen, und anschließend

geht es zum Weltmeister nach

Frankreich. Da wollen wir na-

türlich so gut es geht ab-

schneiden.

Wie lange haben Sie in Bo-

cholt noch Vertrag?

Ich und mein Bruder haben

noch einmal um ein Jahr ver-

längert. Danach müssen wir

mal sehen.

Diese Frage muss noch er-

laubt sein: Warum zieht es

Sie nicht in die deutsche Bun-

desliga?

Och, wissen Sie: Natürlich

reizt einen das sehr, aber ich

bin mittlerweile 29 Jahre alt

und habe mir hier beruflich

und sportlich ein Leben aufge-

baut. Es hat sich die Frage ei-

gentlich nie gestellt und ich

habe auch noch nie wirklich

versucht, dorthin zu kommen.

Ich hatte einmal, das ist aber

auch schon etwas zurück, lo-

sen Kontakt mit ein paar

Zweitligisten. Daraus ist aber

auch nie etwas geworden. Ich

müsste quasi von Null starten.

Dann hat die Freundin auch

noch ein Wörtchen mitzure-

den. Man könnte es für ein

oder zwei Jahre versuchen,

aber ich weiß nicht, ob das das

wahre Leben ist.

Damian Kedziora hat am

Wochenende Titel und

Auszeichnungen gesam-

melt. Mit seinem Verein

Achilles Bocholt und sei-

nem Bruder Bartosz wurde

er nach einem spannen-

den Final-Four-Finale

neuer BeNe-Liga-Meister.

„Das beste Jahr? Ich glaube schon“

V

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M

ARIO

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ONDEGRACHT

Handball:

Damian Kedziora wurde mit Bocholt BeNe-Liga-Meister und zum besten Spieler des Spiels gewählt - „Lust auf mehr bekommen“

„Ich glaube, dass wir jetzt erfahrener, abgeklärter und gelassener geworden sind“, sagt Damian Kedziora, der wie sein Bruder in Bocholt um ein weiteres Jahr verlängert hat.

Foto: Reza Karimi

Damian Kedziora (mit der Trophäe des besten Spielers des Spiels) und Achilles Bocholt mit Bruder Barstoz Kedziora (Sechs-

ter von links) feiern den Final-Four-Sieg in der BeNe-Liga.

Foto: Eddy Vanoppen