Persoverzicht september 2021

18 18 S PORT GrenzEcho Mittwoch, 8. September 2021 V ON J ÜRGEN H ECK Für den Lontzener Radprofi war die diesjährige Spanien- Rundfahrt die zweite Teilnah- me an einer Grand Tour, nach- dem er 2019 bei der Tour de France dabei gewesen war. „Die Teilnahme an der Vuel- ta war ein unvergessliches Er- lebnis, aber auch unglaublich anstrengend“, so der 34-Jähri- ge. Dass der „Meisterknecht“ während der drei Wochen in Spanien so viel arbeiten muss- te, lag nicht zuletzt am Erfolg seiner Intermarché-Wanty- Gobert-Mannschaft. Mit einem Etappensieg des Esten Rein Taaramäe am drit- ten Tag sowie neun Tagen im Roten Trikot des Gesamtspit- zenreiters (zwei Tage Taara- mäe und sieben Tage der Nor- weger Christian Odd Eiking) gehörte das Team zu den er- folgreichsten Formationen der diesjährigen Vuelta. Die Mannschaft von Jean-François Bourlart, die zu Saisonbeginn einige Kritiken einstecken musste, scheint also endgültig in der World Tour angekom- men zu sein. „Temperaturen von bis zu 43 Grad: Das mag ich überhaupt nicht.“ „Niemand hätte jemals in der Mannschaft gedacht, dass wir so gut abschneiden wür- den. Ein Etappensieg ja, aber nicht neun Tage im Roten Tri- kot“, strahlte Van Melsen. Da- bei hätte die Bilanz noch bes- sere ausfallen können: „Wenn Louis Meintjes und Odd Ei- king nicht in den letzten Ta- gen gestürzt, dann wären so- gar eine oder zwei Top-Ten- Platzierung im Endergebnis möglich gewesen“, ist der ge- bürtige Hombourger über- zeugt. A propos Sturz: Auch Kévin Van Melsen machte ungewoll- te Bekanntschaft mit dem spa- nischen Asphalt: Im Laufe der fünften Etappe kam er bei einem Massensturz zu Fall. Dabei „zerlegte“ er seine Rennmaschine komplett, konnte das dreiwöchige Ren- nen aber trotz Rückenschmer- zen fortsetzen und zu Ende bringen. „Ich habe enorm ge- litten bei der Vuelta. Zuerst einmal mussten wir wegen der Verteidigung des Roten Trikots mehr arbeiten als er- wartet. Dann kamen die Sturz- folgen hinzu, und schließlich hatten wir mit Temperaturen von bis zu 43 Grad zu kämp- fen. Das mag ich überhaupt nicht“, schilderte Van Melsen seine ganz persönlichen Er- fahrungswerte. Nach kurzer Unterbrechung gebt es für den 34-Jährigen weiter, am Sonntag beim Grand Prix Fourmies. Das nächste Großereignis wartet dann wahrscheinlich am 3. Oktober auf den Edelhelfer: die Hölle des Nordens bei Pa- ris-Roubaix. Wenn es nach Kévin Van Melsen geht, wird sein zum Jahresende auslaufender Ver- trag verlängert. Sein absolute Priorität gilt dabei seinem bis- herigen (und im Übrigen er- sten) Arbeitgeber Inter- marché-Wanty-Gobert. „Das ist meine zweite Familie, und daher gibt es für mich keinen Grund für einen Teamwech- sel.“ Radsport: Kévin Van Melsen zieht positive Bilanz nach der Vuelta Voller Superlative: Kurz nach seiner Rückkehr aus Spanien hat Vuelta-Teil- nehmer Kévin Van Melsen ein begeistertes Fazit ge- zogen. Kévin Van Melsen an der Seite seines estnischen Mannschaftsgefährten Rein Taaramäe, der zweite Tage lang deas Rote Trikot des Vuelta-Gesamtspitzenreiters trug. Foto: Photo News „Unvergesslich“ und „einmalig“ Die Sorgen um Brasiliens Fuß- ball-Legende Pele konnte das erste ärztliche Bulletin nicht zerstreuen. „Das Material wur- de zur pathologischen Dia- gnose weggeschickt“, hieß in der Stellungnahme des re- nommierten Hospital Albert Einstein in Sao Paulo am spä- ten Montagabend. Wenige Stunden zuvor hatte der 80- Jährige die Entfernung eines Darm-Tumors selbst bekannt gegeben. Die Ärzte sprachen von einer „verdächtigen Verände- rung an der rechten Seite des Dickdarms“, die bereits am Samstag operativ entfernt worden sei. Der Tumor sei bei Routine-Untersuchungen fest- gestellt worden. Dem Patien- ten ginge es gut, sodass schon für Dienstag eine Verlegung von der Intensivstation auf ein Privatzimmer ausgegan- gen wurde. Auch der dreimalige Welt- meister beruhigte seine Fans und schrieb via Instagram: „Ich danke Gott, dass es mir gut geht. Zum Glück bin ich es gewohnt, zusammen mit euch große Siege zu feiern.“ Pele hatte sich am vergangenen Dienstag zur jährlichen Routi- ne-Untersuchung ins Kran- kenhaus begeben. Seine Krankengeschichte in den letzten Jahren gibt aber allen Grund zur Besorgnis. Nach Eingriffen an Niere (No- vember 2014), Prostata (Mai 2015), Wirbelsäule (Juli 2015) und Hüfte (Dezember 2015) ist die Entfernung eines Darm- Tumors ein weiteres Kapitel in der jüngsten OP-Geschichte Peles. (sid/jph) Fußball Weiter Sorgen um Legende Pele Die deutsche Handball-Bun- desliga startet bereits in ihre 56. Spielzeit, die nach der Co- rona-Saison zu einem Neuan- fang wird. Die erhoffte Rück- kehr zur Normalität mit Zu- schauern gestaltet sich aber höchst unterschiedlich und sorgt hier und da schon für Frust. Titelverteidiger THW Kiel kann die Jagd nach der 23. Meisterschaft vor fast vollem Haus starten, beim Bundesli- ga-Comeback von Aufsteiger HSV Hamburg müssen dage- gen gut drei Viertel der Plätze frei bleiben. Die von den Handballern nach einer wirt- schaftlich schwierigen Saison sehnsüchtig erwartete Rück- kehr der Zuschauer birgt auf- grund der unterschiedlichen Corona-Regeln in Deutschland viel Zündstoff und sorgt auch bei HBL-Geschäftsführer Frank Bohmann vor dem Sai- sonauftakt für Verdruss. „Wir haben immer noch einen Flic- kenteppich und eine große Diskrepanz. Ich rechne mit einem sehr komplizierten Jahr“, sagte Bohmann. 9.000 Fans dürfen das Heimspiel von Rekordmeister Kiel gegen HBW Balingen- Weilstetten an diesem Mitt- woch in der Halle live verfol- gen - bei einer Kapazität von 10.285 Zuschauern bedeutet das fast eine Vollauslastung. „Ich habe eine Gänsehaut, wenn ich daran denke, endlich wieder vor vollen Rängen spie- len zu können“, sagte THW-Ka- pitän Patrick Wiencek. Die MT Melsungen darf ihre Heim- stätte in Kassel sogar komplett auslasten. Den krassen Gegensatz bil- den die Millionenmetropolen Berlin und Hamburg. Bei den Füchsen Berlin sind in der Max-Schmeling-Halle mit einer Handball-Kapazität von normalerweise rund 9.000 Plätzen derzeit nur 2.000 Be- sucher zugelassen. Ähnlich große Lücken auf den Tribü- nen wird es in der Hamburger Arena mit einem Fassungsver- mögen von 13.000 Zuschau- ern geben. Zum ersten Bun- desligaspiel des ehemaligen Champions-League-Siegers seit dem Rückzug durch den Insolvenzverwalter im Januar 2016 erhalten maximal 3.000 Anhänger Einlass. Für HSV-Trainer Torsten Jan- sen ist dies ein Fall von „Wett- bewerbsverzerrung“, benötige doch gerade der Aufsteiger die Unterstützung des Publikums. Das gilt sowohl sportlich im Kampf um Punkte als auch fi- nanziell. Denn die vergangene Corona-Saison hat bei allen Vereinen wirtschaftliche Spu- ren hinterlassen - sogar beim Branchenführer aus Kiel. „Wir gehen davon aus, das vergangene Geschäftsjahr mit einer roten Null und einem leicht negativen Ergebnis ab- zuschließen“, berichtete der THW-Aufsichtsratsvorsitzende Marc Weinstock. Und Ge- schäftsführer Viktor Szilagyi betonte im NDR: „Natürlich versuchen wir, so viele Fans wie möglich in die Halle zu lassen. Da geht es nicht um Gewinnoptimierung, sondern um den Erhalt von Spitzen- handball in Kiel.“ Dass trotz massiver Einnah- meverluste alle Bundesligisten die Corona-Krise bisher weit- gehend unbeschadet über- standen haben, ist in erster Li- nie den Millionen-Hilfen von Bund und Ländern und natür- lich der Treue zahlreicher Sponsoren zu verdanken. Zu- dem verzichteten Spieler, Trai- ner und Angestellte auf Teile ihres Gehaltes. „Solche Kraftakte sind nicht wiederholbar“, sagte Axel Ge- erken, Vorstand der MT Mel- sungen, in einer Umfrage der Deutschen Presse-Agentur. „Insofern freuen wir uns nun auf eine Saison, in der wir end- lich wieder unter nahezu nor- malen Bedingungen spielen können, das heißt vor allem, mit Zuschauern.“ Jennifer Kettemann, Ge- schäftsführerin der Rhein- Neckar Löwen, befürchtet den- noch: „Wie bei den meisten Clubs werden uns die Folgen der Corona-Pandemie noch lange begleiten.“ Die Mannhei- mer mussten als erster Verein und am längsten vor leeren Rängen spielen. Kettemann: „Finanziell ist das natürlich ein riesiger Einschnitt für uns gewesen.“ Ganz ähnlich erging es den anderen Vereinen, weshalb in der Branche noch niemand Entwarnung geben mag. So mahnte Karsten Günther, Ge- schäftsführer des SC DHfK Leipzig: „Wir müssen weiter flexibel, kreativ und vorsichtig bleiben, denn die Lage ist nach wie vor dynamisch und keiner weiß, wie sie sich genau ent- wickelt.“ Sein Berliner Kollege Bob Hanning hofft, „dass wir durch die Vernunft und die Impfungen eine Saison ohne Verzögerungen und Ausfälle spielen können.“ Am liebsten natürlich vor vollen Rängen, wäre doch aus seiner Sicht „ein weiteres Jahr mit signifi- kanten Zuschauerausschlüs- sen gefährlich“. (dpa/jph) Handball: Flickenteppich bei den Zuschauerregelungen Die Handball-Bundesligisten hoffen auf volle Hallen. Foto: dpa Bundesliga hofft auf die Rückkehr zur Normalität Zwei Tage nach dem Corona- Eklat beim WM-Qualifikati- onsspiel zwischen Brasilien und Argentinien hat der Fuß- ball-Weltverband ein Verfah- ren gegen beide Nationalver- bände eingeleitet. Nach der Auswertung des Spielberichts wurden die Mannschaften aufgefordert, nähere Informa- tionen dazu zu liefern, wie es zu dem Spielabbruch kom- men konnte, teilte die FIFA am Dienstag mit. Die Informatio- nen würden gründlich von der Disziplinarkommission ausge- wertet. Das Spiel der beiden Erzrivalen war am Sonntag nach wenigen Minuten zu- nächst unterbrochen und dann abgebrochen worden. Zu diesem Zeitpunkt hatten Be- amte der Gesundheitsbehörde Anvisa das Spielfeld betreten, um drei argentinische Spieler wegen angeblicher Verstöße gegen die Corona-Bestim- mungen vom Platz zu holen. Die Premier-League-Profis Emiliano Martínez (Aston Vil- la), Cristian Romero und Gio- vanni Lo Celso (beide Totten- ham Hotspur) sowie der nicht eingesetzte Emiliano Buendía (Aston Villa) sollen bei der Ein- reise nach Brasilien nicht an- gegeben haben, dass sie sich in den 14 Tagen zuvor in Eng- land aufgehalten hatten. In diesem Fall hätten sie wegen der Corona-Beschränkungen nicht einreisen dürfen, weil Großbritannien auf der Roten Liste Brasiliens steht. Die Anvi- sa hatte deswegen Quarantäne für die vier Argentinier ange- ordnet. (dpa/jph) Corona-Eklat Verfahren gegen Brasilien und Argentinien

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