Persoverzicht mei 2020

18 18 S PORT GrenzEcho Mittwoch, 13. Mai 2020 V ON J ÜRGEN H ECK Torwart Schunck und Ab- wehrspezialist Pötgen gehör- ten vor einem Vierteljahrhun- dert zum Kader der Rot-Wei- ßen, spielten aber nicht die er- ste Geige. „Das waren die Eupener Glanzzeiten, in de- nen die KTSV ganz oben im belgischen Handball mitspiel- te”, weiß der damals 21-jährige Marc Schunck. Sechs Jahre, nachdem die TSV Eupen ihr Hundertjähri- ges mit großem Progamm und sehr erfolgreicher Spon- soringarbeit gefeiert hatte, ga- ben spielerisch die Transfer- spieler den Ton am Stockber- gerweg an. Vor Urgestein und Mannschaftskapitän Reiner Jollet standen mit den beiden Polen „Binjo” Plechoc und Ma- riusz Kedziora sowie fünf Lüt- tichern (Jean-Michel und Thierry Dubuc, Laurent Mas- sillon, Marc Wathieu und Jean- Jacques Yangandi) ausschließ- lich Spieler im Aufgebot von Gino Denert und Edgard Brülls, die das Handballspie- len nicht in Eupen gelernt hat- ten. Dieser Umstand tat der Be- liebtheit der Mannschaft je- doch keinen Abbruch: Bei Heimspielen verwandelten je- weils mehrere Hundert Zu- schauer das Eupener Sport- zentrum in einen Hexenkes- sel. „Dennoch war diese Trans- ferpolitik schon sehr extrem”, so der seit Jahren in Raeren le- bende Ketteniser Schunck im Rückblick. „Ich habe aber den- noch in diesem Jahr eine sehr gute Saison gespielt und hatte hinter Reiner Jollet doch eini- ge Einsatzzeit.” Europapokal-Heimspiel in Eupen vor 700 Zuschauern Das europäische Abenteuer der KTSV Eupen ging bereits nach einer Runde zu Ende. Ge- gen die mit zahlreichen osteu- ropäischen Profis besetzte Mannschaft von Schrack Wien lieferten die Rot-Weißen zwar ein begeisterndes Heimspiel, das sie vor 700 Zuschauern mit 30:26 gewannen, schieden aber durch ein 21:27 in der österreichischen Hauptstadt aus. Marc Schuncks Karriere soll- te jedoch noch viel länger dau- ern, als er sich das selbst vor- gestellt hatte. Der Torwart wechselte wenige Jahre später mit einigen anderen KTSV- Spielern zum aufstrebenden HC Raeren und erlebte in der Folge zahlreiche Derbys mit Eupen und Eynatten. „Ich hat- te eigentlich vor, etwas kürzer zu treten. Doch als der HC Rae- ren dann 2008 mit dem HC Eynatten fusionierte, weckte das meinen Ehrgeiz neu. Ab- gesehen von einer Pause we- gen meines Kreuzbandrisses 2005, habe ich bis 2014 das Tor von Eynatten-Raeren gehütet”, so Schunck, dessen Platz als Torhüter im HCER-Kader in- zwischen sein Sohn Max ein- genommen hat. „Für mich ist natürlich sehr schön, dass er das auch macht. Max hat aber bislang immer der Schule und dem Studium den Vorrang eingeräumt. Nach dem Lütticher Handball- Internat und dem jetzigen Sportstudium in Köln, muss man mal abwarten, was da noch kommt”, schildert der Mitinhaber eines Elektrogroß- handels, warum er das Hand- ball-Geschehen noch intensiv verfolgt. Hinzu kommt, dass ihn die Freundschaft zu HCER- Trainer Bruno Thevissen, Oli Werding und Ann Jerusalem zudem mit dem Ausdauer- sport verbindet. Etwas anders verlief die Laufbahn des fünf Jahre älte- ren Thomas Pötgen. „Ich spiel- te eigentlich bereits in der Pro- motionsmannschaft, als ich wegen meiner Abwehrfähig- keiten für die erste Mann- schaft reaktiviert wurde. Das hat mir einen Riesenspaß be- reitet. Im Europapokal habe ich aber nicht gespielt, da ich bereits vorher entschieden hatte, in dieser Saison meiner Familie den Vorrang einzuräu- men.” Pötgen hat sehr gute Erinne- rungen an diese Zeit, und mit einigen der Lütticher KTSV- Spielern verbindet ihn noch heute eine Freundschaft, die auch die Familien mitein- schließt. Rückblickend stellt er jedoch fest: „Gekaufter Erfolg kauft ist immer nur von kur- zer Dauer, und die Geschichte der KTSV belegt das.” Nach einjähriger Unterbre- chung spielte Pötgen anschlie- ßend wieder in der Promoti- onsmannschaft, und das bis 2018. Angesprochen von Jugend- trainer Danny Kriescher stieg er später gemeinsam mit Gui- do Königshoven in die Vor- standsarbeit der KTSV Eupen, „deren Jugendarbeit stark ein- gebrochen war”. Gemeinsam mit seinen Mitstreitern leitete Präsident Pötgen den Neuauf- bau des Vereins ein, „nachdem wir die Strukturen flachgelegt hatten.” Aktuelle KTSV-Transferpolitik beunruhigt Thomas Pötgen nicht. Wie angekündigt, blieb der heute 51-Jährige vier Jahre an der Spitze des Vereins, in dem noch heute sein Sohn und sei- ne beiden Töchter auf Punkte- jagd gehen. Dem Sport blieb dennoch treu: Seit dem vergangenen Jahr ist er Präsident des Eupe- ner Sportbunds und Mitglied des Sportrats der Deutsch- sprachigen Gemeinschaft. Sein Herz schlägt nach wie vor für die KTSV Eupen: „Das ist ein sehr gut geführter Verein auf solider Basis.” Dass der Verein derzeit, nach dem parallel erfolgten Aufstieg der Damen- und der Herren-Mannschaft, auf dem Transfermarkt sehr aktiv ist, beunruhigt ihn nicht. „Ich ha- be den Eindruck, dass nur sol- che Spieler und Spielerinnen geholt werden, die den vor- handenen Stamm der Eupe- ner sinnvoll ergänzen.” Von daher glaubt er auch, dass bei- de Teams den angestrebten Klassenerhalt schaffen wer- den: „Ich gehe sogar davon aus, dass Eupen einige Mittel- feldmannschaften ärgern wird.” Fast ganzseitig berichtete GrenzEcho-Mitarbeiter Werner Pelzer über den Erfolg der Eupener Handballer. Fotos: GE-Archiv „Europäischer Traum ging in Erfüllung” titelte das GrenzEcho in seiner Aus- gabe vom 22. Mai 1995. Zwei Tage zuvor hatten sich die Handballer der KTSV Eupen durch einen überdeutlichen Sieg gegen Landesmeister Initia Has- selt für den City-Cup-Eu- ropapokal qualifiziert. Thomas Pötgen und Marc Schunck erinnern sich. „Gekaufter Erfolg nur von kurzer Dauer“ Handball: Im Mai 1995 qualifizierte sich die KTSV Eupen erstmals für den Europapokal Thomas Pötgen (links) übernahm 2018 das Amt des Sportbundpräsidenten von Walter Schneider. Marc Schunck hütete das Tor der KTSV Eupen, des HC Raeren und des HC Eynatten-Raeren.

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