Persoverzicht april 2021

29 GrenzEcho Freitag, 30. April 2021 S PORT 29 V ON T IM F ATZAUN „Veraaa, wie lange noch?“, hallt es über den Eynattener Schulhof. Neun Mädchen ha- ben sich in Dreiergruppen auf- geteilt und schwitzen bei Kon- ditions-, Kraft- und Technik- übungen. Eine Gruppe absol- viert, sitzend nach hinten gelehnt, Passübungen. Einige Meter weiter hindern drei Mädchen die hochgeworfenen Bälle daran, auf den Boden zu fallen. Und im Schatten der Klassenräume werfen drei weitere einen Ball von hinter dem Rücken in die Luft und fangen ihn wieder auf. Mitten- drin Vera Mennicken, die von Gruppe zu Gruppe huscht, er- klärt, und selbstverständlich darauf achtet, dass die Corona- Regeln eingehalten werden. Das sei manchmal nicht leicht – was auch von der Art der Übung abhängt – aber die Kin- der geben sich Mühe. Denn auch für sie ist es die Hauptsa- che, dass die Trainingseinhei- ten überhaupt wieder stattfin- den können. Da nehmen sie die Abstände gerne in Kauf. „Handball steht im Moment nicht an erster Stelle, sondern vielmehr, dass die Mannschaft zusammenbleibt und der Teamgeist gestärkt wird“, er- klärt Vera Mennicken, wäh- rend sie den Kindern eine Pau- se gönnt. Pro Übungsblock stehen mehrere Stationen auf dem Plan, bei denen der Nach- wuchs sich in Ausdauer, Tech- nik und Zielgenauigkeit übt. Das käme zwar nicht an das normale Training in der Halle heran – aber besser als nichts. „Ich freue mich einfach nur, dass wir wieder trainieren können. Ich brauche das, um ausgelastet zu sein“, bestätigt Anna-Sophie, während ihre Freundin Fabianna neben ihr nickt: „Es tut gut, wieder rich- tig schwitzen zu können. Aber ich muss zugeben, dass ich nicht mehr so fit bin wie vor- her: Da habe ich ohne Proble- me eine Minute lang geplankt. Jetzt halte ich kaum 30 Sekun- den durch“, lacht sie. Die bei- den 13-Jährigen hoffen darauf, bald wieder an Turnieren und Wettkämpfen teilnehmen zu können. Es fehle ein Ziel, auf das man hinarbeiten könne. Auch Trainerin Mennicken, die in normalen Zeiten die ers- te Damenmannschaft des HCER als Routinier auf´s Feld führt, weiß, dass den Kindern die Hauptmotivation wegge- brochen ist. Dafür, sagt sie, stehen derzeit aber andere Dinge im Vordergrund: „Der Kampfgeist bleibt vielleicht aufgrund der fehlenden Mei- sterschaft etwas auf der Strec- ke. Wenn man ein Ziel vor Au- gen hat, gibt man noch mehr Gas. Jetzt nehmen die Kinder die Trainings eher als Aus- gleich und als Möglichkeit, sich zu sehen – quasi als sozia- len Treffpunkt. Das ist mir aber ehrlich gesagt egal, da das für mich und für sie gera- de wichtiger ist. Die Mädchen sind froh, wenn sie kommen können. Deshalb haben wir auch das Training wieder auf- genommen, sobald die Regeln es zuließen.“ Seitdem trom- melt Mennicken ihre Schütz- linge dienstagnachmittags zu- sammen. Dabei sind die alter- nativen Einheiten auch für sie als Trainerin eine Herausfor- derung. Im buchstäblichen Sinne ging es ja raus aus der Komfortzone, der Halle. „Die Vorbereitung ist eine ganz an- dere. Erstens, weil man sich an die neuen Orte anpassen muss. Man hat nicht die ge- wohnten Spielfelder, Linien und Tore zur Verfügung. Und zweitens, weil man wegen des Wetters oft improvisieren muss“. Besonders denkt sie da an die letzten Wochen zurück, in denen der April wieder mal machte, was er wollte. „Wir wa- ren schon im Wald laufen, ha- ben im Regen auf dem Schul- hof trainiert und sogar eine Schneeballschlacht veranstal- tet. Da muss man im Moment einfach flexibel sein.“ Der Eynattener Schulhof ist indes nicht der einzige Ort, auf den die Handballer aus- weichen. Bruno Thevissen hat die Einheiten mit seinen Mini- mes (14 und 15 Jahre) auf den Fußballplatz des RFC Raeren- Eynatten verlegt. „Ich hatte ei- gentlich, genau wie Vera, zu- erst an den Bolzplatz in Hau- set gedacht. Der ist aber zu klein und öffentlich, sodass wir den nicht nur für uns re- servieren konnten“, schildert Thevissen, der zeitgleich auch die erste Herrensieben leitet. Über den Kontakt zum Ju- gendkoordinator des RFC Rae- ren-Eynatten, Joffrey Huby, kam er dann auf den Kunstra- senplatz des Fußballklubs. Nun wird auf einem Teil des Platzes zweimal pro Woche der Ball mit den Händen statt den Füßen gespielt. „Und das auch schon bei zwei Grad Cel- sius. Aber die Jungs wollten das unbedingt, dann muss ich ja mitmachen“, schmunzelt Thevissen, dessen Augenmerk im Moment vor allem auf Pass- und Wurftraining sowie auf Technikübungen oder dem Trainieren von Eins-ge- gen-Eins-Duellen (passender- weise mit so wenig Körper- kontakt wie möglich) liegt. Je- den zweiten Sonntag fahren die Minimes zudem 35 bis 40 Kilometer mit demMountain- bike. Zurück auf den Schulhof in Eynatten, wo die Stationen mittlerweile gewechselt ha- ben. Fabianna schmettert ge- rade den Ball an ihren beiden Kolleginnen vorbei ins Tor. Um den Zaun, der das Spiel- feld auf dem Schulhof von den Bänken trennt, spielt Gruppe zwei Fangen, während Men- nicken genau darauf achtet, dass die dritte Gruppe bei einer Liegestütz-Übung den Rücken auch gerade hält. Ob das veränderte Training drau- ßen anstrengender ist als in der Halle? „Es ist eigentlich ein bisschen leichter, da es hier nicht die großen Flächen für Sprints gibt. Dafür waren wir aber schon auf dem Trimm- dich-Pfad laufen“, berichten Fabianna und Anna-Sophie. Auch mit den digitalen Mög- lichkeiten weiß sich die C-Ju- gend-Mannschaft zu helfen. Über eine App stellt Vera Men- nicken ihre Handballerinnen vor gemeinsamen Challenges. Beispielsweise mussten sie be- reits innerhalb Wochen zwei Wochen als Team insgesamt 100 Kilometer laufen. Ein an- deres Mal standen 200 Kilo- meter auf dem Programm, ab- solviert mit dem Rad, Inlines- kates oder beimWandern oder Laufen. Zudem können mit verschiedenen Workouts Punkte gesammelt werden. Nach anderthalb Stunden ist das Schulhof-Training vor- bei. „Für nächste Woche möchte ich, dass ihr besser in Form seid und weniger mec- kert“, fordert Mennicken. Sie kann durchaus streng sein. Doch weiß sie gleichzeitig, dass es ihren Mädchen derzeit nicht nur um den Handball an sich geht. Das Training als sozialer Treffpunkt Auf dem Schulhof statt in der Halle: Fabianna, Anna-Sophie und Mia (v.l.n.r.) sind froh, dass die Trainingseinheiten wieder stattfinden. Fotos: Ralf Schaus Neben all den Koordinationsübungen kommt auch das Torewerfen nicht zu kurz. Vera Mennicken kann streng sein, drückt aber auch manchmal ein Auge zu. Hallensport in Coronazeiten: Da ist Improvisation gefragt. So auch beim HC Eynatten-Raeren, wo Vera Mennicken die Trainingseinheiten ihrer weiblichen C-Jugend auf den Schulhof der Gemeindeschule Eynatten verlegt hat. Bei den Kindern kommt das gut an, auch wenn sie zugeben, nach der Zwangspause noch nicht wieder ganz fit zu sein. „Handball steht im Moment nicht an ers- ter Stelle, sondern die Mannschaft.“ Vera Mennicken

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