Persoverzicht april 2020

20 20 S PORT GrenzEcho Mittwoch, 15. April 2020 HC Visé 2 aufgelöst, Mike Kessel nach Tongern Handball-BeNe-Ligist HC Visé hat angekündigt, seine zweite Mannschaft, die in der 1. Divi- sion auf Punktejagd geht, ab- zumelden. Über diesen Rück- zug war seit Wochen speku- liert worden, jetzt ist er offi- ziell. Präsident Arthur Hoge begründete die Entscheidung mit Problemen, eine zweite Mannschaft auf so hohem Ni- veau aufrechterhalten zu kön- nen. Aus dem Kader der vor- zeitig beendeten Saison wech- seln nur Geoffrey Lahonda, Ki- lian Von den Hoff und Martin Massat in die BeNe-League- Mannschaft von Korneel Dou- ven. Logischerweise müsste der HC Amay in die 1. Division nachrücken. Die sportliche Zu- kunft des Eynatteners Mike Kessel, der zuletzt für Visé 2 spielte, liegt unterdessen beim HK Tongeren. In der dortigen zweiten Mannschaft (VHV 1) werde ihm mehr Spielzeit ein- geräumt, sodass er mehr Er- fahrung sammeln könne. Des- halb sei eine Rückkehr nach Eynatten keine Option gewe- sen. Marco Demonthy trainiert Eupens Zweite Der frischgebackene Hand- ball-Erstdivisionär KTSV Eu- pen legt auch die sportlichen Geschicke seiner zweiten Her- renmannschaft in die Hände eines Torhüters: Marco De- monthy, auch weiterhin im Kader der ersten Mannschaft, soll eine Mischung aus jungen und erfahrenen Spielern bil- den und dieses Team aus der Promotion in die 1. LFH-Divisi- on führen. Demonthy, der demnächst seinen 24. Ge- burtstag feiert, war bisher als Nachwuchstrainer bei den Rot-Weißen engagiert. Verein und Trainer gaben an, kein Problem in Demonthys Dop- pelfunktion zu sehen. Nur elf Mannschaften in der BeNe-League? Nach bisher vorliegenden In- formationen wird die bel- gisch-niederländische BeNe- League in der kommenden Saison mit nur elf Mannschaf- ten ausgetragen. Der nieder- ländische Vertreter Houten will sich zurückziehen. Die als Nachrücker infrage kommen- den niederländischen Teams von Quintus, Emmen und Beek lehnen einen Aufstieg je- doch ab. Eine belgische Mann- schaft kann nicht für Houten nachrücken, da das Kräftever- hältnis mit je sechs belgischen und sechs niederländischen Formationen festgeschrieben ist. Jean-François Hannosset neuer Verbandspräsident Nach monatelanger Suche hat der Handball-Landesverband in der Person von Jean- François Hannosset einen neuen Präsidenten gefunden. Der 50-jährige Wallone tritt die Nachfolge des aus Gesund- heitsgründen ausscheidenden Piet Moons am 1. August an. Hannosset ist seit neun Jahren Verwaltungsratsmitglied des wallonischen Handballver- bands LFH und tagt seit sechs Jahren im Exekutivkomitee des Landesverbands. Als 14- Jähriger kam er beim HC Vil- lers erstmals mit Handball in Kontakt, später wurde er Trai- ner und Sportdirektor in Wa- terloo. Außerdem trainiert er die U12-Mannschaft in Floref- fe. (jph) HANDBALL-KÜRZEN V ON J ÜRGEN H ECK Der Knall, den die Lizenzie- rungskommission des belgi- schen Fußballverbands durch die Verweigerung einer Lizenz an Standard Lüttich auslöste, hallt noch immer nach. So ist der Traditionsklub aus dem Lütticher Stadtteil Scles- sin dabei, sich intensiv auf die für die Zukunft des Vereins vorentscheidende Sitzung des Sportgerichtshofs CBAS vorzu- bereiten. Darüber hinaus sind die „Rouches“ bemüht, ihr durch die Lizenzvergabe arg ramponiertes Renommée auf- zubessern. Schwer auf dem Magen liegt den Klubverantwortlichen, dass sowohl die Lizenzie- rungskommisssion als auch von Inlandszeitungen her- angezogene Wirtschaftswis- senschaftler dem zehnfachen Landesmeister ein negatives Nettobetriebskapital von 14 Millionen Euro bescheini- gen. „Wir haben kein Loch von 14 Millionen Euro, das wir stopfen müssten“, verlaute aus der Vereinszentrale. Allein die Hälfte dieser Summe beziehe sich auf die Leasingkosten für die Akademie des Vereins, das Ausbildungszentrum Robert- Louis Dreyfus auf den Höhen von Sart Tilman. Dafür müsse der Verein bis 2054 jährlich 320.000 Euro aufbringen. „Echte“ Bankschulden habe der Verein lediglich in einer Höhe von drei Millionen Euro. Darüber hinaus stehe Stan- dard bei seinem Besitzer Bru- no Venanzi mit zwei Millionen Euro in der Kreide. Schließlich schulde der Verein der „Immo- bilière du Standard de Liège“ drei Millionen Euro. Es seien genau diese Liquidi- tätsprobleme, die den Klub da- zu veranlasst hätten, das Stade Maurice Dufrasne an die neu- gegründete Immobiliengesell- schaft zu veräußern. Eine sol- che Trennung des Immobili- nenaspekts vom sportlichen Geschäft werde allgemein an- geraten. Für den geplanten Verkauf des Stadions an die „Immobi- lière“, mit ihren Hauptaktio- nären Bruno Venanzi und Axel Witsel, gebe es deutliche transparente Regeln, die es dem Verein zudem erlaubten, an eine Vergrößerung und Auffrischung der sportlichen Infrastruktur zu denken. Profifußball: Sportgerichtshof CBAS entscheidet im Mai über Lizenzvergabe an Standard Lüttich Blick in das Stade Maurice Dufrasne. Archivfoto: Photo News „Wir haben kein Loch von 14 Millionen“ V ON T IM F ATZAUN Der ostbelgische Frauenfuß- ball erlebt in diesen Tagen eine Zäsur: Nach 17 Jahren meldet der RFC Raeren-Eynat- ten seine Damenmannschaft ab, während die Union Kelmis ein neues Team eröffnet – mit nicht wenigen Spielerinnen, die aus dem Töpferdorf „her- überwechseln“: „Wir eröffnen die Mannschaft definitiv, wenn genügen Spielerinnen zusammenkommen. Dabei haben wir auch den Vorteil, dass Kelmis nahe an den fran- zösischsprachigen Gebieten liegt. So kommen einige Spie- lerinnen aus Bleyberg, wo im vergangenen Jahr die Mann- schaft abgemeldet wurde“, be- richtet Anne Krickel. Sie ist verantwortlich für das Eröff- nen des Teams und wird auch als Spielerin fungieren. „So wird die Mannschaft aus eini- gen Spielerinnen mit Erfah- rung, aber auch aus welchen, die gerade erst anfangen, be- stehen.“ Kelmis stellt in Zukunft mit der SG Rapid Oudler und dem Honsfelder SV eine der drei Damenmannschaften, die in der Deutschsprachigen Ge- meinschaft existieren. „Als ich vor zehn Jahren selbst in der DG gespielt habe, gab es noch eine Liga, die nur als deutsch- sprachigen Vereinen bestand. Da gab es Zeiten, wo alleine im Norden Eupen, Eynatten, Rae- ren und Walhorn jeweils eine Mannschaft stellten. Nun sind insgesamt nur noch drei Ver- eine übrig“, bedauert Krickel, die in ihrer bisherigen Karrie- re mit Standard Lüttich so- wohl die Provinzmeisterschaft als auch den Provinzpokal ge- wann (beides 2014). In welcher Liga die Kelmiserinnen an den Start gehen werden, ist allerdings noch unklar. Denn anders als in Ostbelgien, erlebt der Frauenfußball in der Lütti- cher Region ein Hoch. Da dort momentan so viele neue Mannschaften aus dem Boden gestampft werden, steht die Eröffnung einer 3. Provinz- klasse offenbar bevor. Auch Maëlle Mettlen hat das Problem der geringen Anzahl an Fußballerinnen in ihrer noch jungen Karriere bereits am eigenen Leib gespürt: „Ich habe bis zur U16 bei den Jun- gen mittrainiert“, erklärt die 18-Jährige, die mittlerweile für den RFC Lüttich in einer rei- nen Damenmannschaft auf- läuft. „Ich habe das Gefühl, dass das Interesse für Fußball bei den Mädchen nicht mehr so groß ist. Deswegen eröff- nen viele Vereine logischer- weise keine Damenmann- schaften mehr.“ Der Aufschwung, den der Frauenfußball in Belgien erlebt, kommt noch nicht in der DG an. Blickt man über den Teller- rand hinweg auf ganz Belgien, so erkennt man eine andere Tendenz: Zwischen 2012 und 2019, so berichtete im vergan- genen Juni die Verlagsgruppe „Sudpresse“ stieg die Mitglie- deranzahl im Frauenfußball von 20.000 auf über 40.000 an, also um mehr als das Dop- pelte. Die Einschaltquoten bei der WM 2019 in Frankreich waren in Belgien so hoch wie noch nie – dabei hatten sich die „Red Flames“ gar nicht qualifiziert. Dennoch verbes- serte sich die Nationalmann- schaft in der jüngeren Vergan- genheit in der FIFA-Rangliste von Platz 35 auf 17. Und auch die Wahrnehmung der „Red Flames“ veränderte sich. Ka- men vorher bei den Spielen nur durchschnittlich 60 Zu- schauer ins Stadion, sind die Eintritte mittlerweile auf im Schnitt über 3.000 gestiegen. Warum spiegelt sich diese Tendenz also nicht in Ostbel- gien wider, wo doch noch vor ziemlich genau drei Jahren die Nationalmannschaft im Eupe- ner Kehrwegstadion gegen Spanien spielte und zum An- fassen nah war? „In anderen Ländern wie Frankreich, Spa- nien oder England boomt der Frauenfußball gerade richtig. In Deutschland hat es abge- nommen, da dort nicht mehr so viel geworben wird. In Flan- dern kann man eine steigende Tendenz beobachten, aber in Ostbelgien ist der Frauenfuß- ball noch immer nicht richtig angekommen“, beschreibt Mettlen, die sich im vergange- nen Jahr als Gast bei der WM selbst ein Bild von dem Boom in Frankreich machen konnte: „Ich hatte nicht erwartet, dass der Frauenfußball dort so viel Achtung erhält.“ Für Anne Krickel liegt das Problem auch im Jahr 2020 noch in der öffentlichen Wahrnehmung und den Vor- urteilen, mit dem der Frauen- fußball zu kämpfen habe: „Bei uns in Ostbelgien ist es immer noch so, dass viele denken, dass Fußball ein reiner Män- nersport wäre. Da ist man in Lüttich, Brüssel und vor allem den Flandern schon weiter. Dort werden die Frauen nicht mit den Männern verglichen.“ Dabei sei gerade am Beispiel Kathrin Hendrich deutlich zu sehen, dass man es auch als Frau im Fußball weit schaffen kann: „Wenn ein junger Mann aus der DG ihre Karriere hinle- gen würde, würde ihn jeder kennen. Doch viele kennen Kathy noch immer nicht. Wer aus der DG kann schon von sich behaupten, die Champi- ons League gewonnen und an den Olympischen Spielen teil- genommen zu haben?“ Um den Frauenfußball auch in der hiesigen Gegend popu- lärer zu machen, appelliert Krickel sowohl an die Vereine selbst als auch an die Zuschau- er: „Wir müssen mehr Wer- bung machen. Aber man muss den Frauenfußball auch als se- paraten Sport ansehen und uns nicht ständig mit den Männern vergleichen.“ Frauenfußball: Nur noch drei DG-Vereine verfügen über eine Damenmannschaft Ostbelgien und Frauen- fußball – ein schwieriges Thema, das für Anne Kric- kel nachwievor mit vielen Vorurteilen behaftet ist. Entgegen dem rückläu- figen Trend eröffnet sie mit der Union Kelmis zur kommenden Saison eine neue Frauenmannschaft. Gerade am Beispiel Kathrin Hendrich (links im Dress der deutschen Nationalelf) ist zu erkennen, dass man es auch als Fußballerin aus der DG weit schaffen kann. Foto: Photo News Der Frauenfußball vor dem Aus? Anne Krickel sieht die Vereine aber auch die Fußballfans in der Pflicht. Foto: GE-Archiv

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