Persoverzicht januari 2021

24 24 S PORT GrenzEcho Freitag, 8. Januar 2021 Die Zulassung von Zuschau- ern bei der Handball-WM stößt auf scharfe Kritik. Einige Stars der Szene machen ihrem Ärger Luft. Sander Sagosen (THW Kiel) wählte drastische Worte. Dass bei den Spielen der bevorstehenden Weltmei- sterschaft in Ägypten tatsäch- lich Zuschauer in den Hallen erlaubt sind, erzürnte Norwe- gens Superstar. „Ich finde das völlig peinlich“, polterte Sago- sen. Spiele vor Publikum seien momentan „zu dumm“, sagte der Rückraumspieler, der die Kieler gerade zum Champi- ons-League-Titel geführt hat, der heimischen Nachrichten- agentur NTB: „So wie die Welt gerade aussieht ... und da wol- len sie Zuschauer dabei ha- ben.“ Vor Sagosen hatte be- reits der dreimalige Welthand- baller Mikkel Hansen (Paris Saint-Germain) moniert, er se- he keinen Sinn darin, dass die Spieler in ihrer Blase in „Isola- tion gezwungen“ werden und dann vor „Menschenmassen“ spielen müssten. Die beiden Ausnahmekön- ner stehen mit ihrer Meinung beileibe nicht alleine da – und treffen in Zeiten, in denen allerorts die Corona-Maßnah- men samt Kontakt-Beschrän- kungen noch einmal ver- schärft werden, einen wunden Punkt. Dass die WM trotz der weltweit wütenden Corona- Pandemie durchgezogen wird, ist das eine. Doch dass in den vier Arenen laut den neuesten Plänen der Veranstalter tat- sächlich mit bis zu 20 Prozent Zuschauern geplant wird, lässt viele Beobachter ratlos zurück. Hansen vermutet hinter der Entscheidung des Weltverban- des IHF finanzielle Interessen. „Es deutet manches darauf hin, dass man das Wirtschaft- liche vor die Gesundheit der Spieler stellt“, sagte der Torjä- ger von WM-Titelverteidiger Dänemark der Zeitung Jyl- lands-Posten. In den Reihen der deut- schen Handballer ist man un- terdessen um Deeskalation bemüht. Kapitän Uwe Gens- heimer gibt sich bei dem heik- len Thema diplomatisch. „Ich glaube nicht, dass jemand von den Zuschauern eng an uns rankommen wird“, sagte er. Angesichts der deutlich redu- zierten Anzahl würden die Fans „weit weg von uns“ sein „und uns nicht zu nahe kom- men“. Das deutsche Team könnte seine drei Vorrundenspiele bei der WM in der Hassan-Mou- stafa-Halle in Gizeh vor bis zu 1.040 Zuschauern bestreiten. Dies entspräche der maximal erlaubten Hallenauslastung, die nach Gesprächen zwischen dem Organisationskomitee und Behörden gut eine Woche vor dem Turnier von 30 auf 20 Prozent gesenkt worden ist. In der Hauptrunde könnten es dank größerer Halle dann bis zu 1.500 Zuschauer sein, in den K.o.-Spielen 3.400. (sid/jph) Handball: Stars der Szene sind entsetzt Sander Sagosen spricht sich gegen Zuschauer bei der nahenden Handball-WM aus. Foto: dpa WM-Zuschauer-Pläne sorgen für Diskussionen Zum Auftakt der Qualifikation zur Handball-Europameister- schaft hat es in der Gruppe, in der auch die belgische Natio- nalmannschaft antritt, am Dienstag eine Überraschung gegeben. In Zrenjanin be- zwang Gastgeber Serbien den mehrfachen Europameister Frankreich 27:24. Für die Franzosen, die erst- mals vom neuen Nationaltrai- ner Guillaume Gille betreut wurden, war es das erste Auf- treten nach dem frühzeitigen Ausscheiden bei der EM 2020. Die Gäste führten zunächst, verloren dann aber durch eine unzureichende Abwehrarbeit und schlechte Chancenver- wertung den Faden. Bereits zur Pause führten die Serben 14:11. Nach dem Seitenwechsel ge- lang Frankreich zwar beim 16:15 in der 38. Minute noch einmal der Anschlusstreffer, ehe es der Heimsieben gelang, sich entscheiden abzusetzen. Der Serbe Lazar Kukic und der Franzose Kentin Mahé waren mit je sechs Treffern die er- folgreichsten Werfer ihrer Teams. Belgien soll am 9. März mit einem Auswärtsspiel in Frank- reich in die EM-Qualifikation einsteigen. (jph) Handball: Überraschung in EM-Quali Serbien schlägt Frankreich In Japan nehmen die Sorgen wegen der stark ansteigenden Zahl der Coronainfektionen weiter zu. Am Donnerstag wurde der Ausnahmezustand für den Großraum Tokio aus- gerufen. IOC-Mitglied Dick Pound hat jedoch für die Olympia-Athleten eine beson- deren Vorschlag. Das dienstälteste Mitglied des Internationalen Olympi- schen Komitees (IOC) fordert eine bevorzugte Behandlung der Athleten bei der Impfung – so könnte man einen sicheren Ablauf bei den Olympischen Spielen in Tokio gewährlei- sten. „In Kanada haben wir viel- leicht 300 oder 400 Athleten. 300 oder 400 Personen früher als geplant zu impfen, um Ka- nada bei einem Event dieser Größenordnung starten zu lassen, würde jetzt keinen gro- ßen Aufschrei in der Bevölke- rung auslösen“, sagte Pound Sky News. Es handele sich um eine Ent- scheidung, die jedes Land für sich treffen müsse, sagte der 78 Jahre alte Kanadier, der seit 1978 im IOC sitzt. Und es wer- de Leute geben, die sagen, dass sich in der Warteschlange wel- che vordrängeln. „Aber ich denke, das ist der realistischs- te Weg“, meinte Pound. IOC-Präsident Thomas Bach hatte die Tokio-Athleten zuvor aufgerufen, sich gegen Corona impfen zu lassen. Bach wollte eine Impfung aber nicht zu einer Voraussetzung für die Teilnahme an den um ein Jahr verschobenen Tokio-Spielen im Sommer (23. Juli bis 8. Au- gust) machen. Derweil steigen die Infekti- onszahlen im Gastgeberland weiter stark an. Für den Groß- raum Tokio hatten die Behör- den an Silvester erstmals über 1.000 Neuansteckungen pro Tag registriert, Japan rief am Donnerstag einen bis zum 7. Februar andauern Ausnahme- zustand aus. Die Olympia-Ma- cher gaben sich zuletzt jedoch überzeugt, dass die Spiele wie geplant im Sommer stattfin- den können. „Wir werden un- vergessliche Spiele erleben“, versprach IOC-Präsident Bach nicht ohne Pathos in seiner Neujahrsansprache. Ähnlich äußerte sich Japans Regierung, die sich in den zu- rückliegenden Krisenmona- ten stets als treuer Partner des IOC erwies. Premierminister Yoshihide Suga bekräftigte, dass „die Spiele im Sommer stattfinden werden“ und dass diese auch „sicher“ seien. Bach sprach den japani- schen Organisatoren ein gro- ßes Lob aus. Tokio sei nach wie vor „die am besten vorbe- reitete Olympia-Stadt aller Zei- ten“, meinte der 67-Jährige. Man könne den japanischen Partnern für ihr großes Enga- gement und ihre Entschlos- senheit nur danken. In der Bevölkerung hält sich die Begeisterung für Olympia jedoch in Grenzen - auch, weil die Kosten deutlich anstiegen. Der Etat wurde im Dezember mit knapp 13 Milliarden Euro angegeben, die Mehrkosten durch die Verschiebung um ein Jahr würden – so die Orga- nisatoren von Tokio 2020 – 2,29 Milliarden Euro betragen. Damit könnten die Tokio- Spiele zum teuersten Som- mer-Olympia der Geschichte werden. Die zweifelhafte Best- marke hielten bislang die Spie- le 2012 in London, die laut einer Studie der Universität Oxford 12,21 Milliarden Euro gekostet haben sollen. Nach jüngsten Umfragen der japanischen Rundfunkge- sellschaft NHK aus dem De- zember wollten nur noch 27 Prozent der Befragten in Japan die Spiele unterstützen. 32 Prozent befürworteten hinge- gen eine Absage, 31 Prozent sprachen sich für eine erneute Verschiebung aus. (sid) Olympia: Corona-Sorgen in Japan wachsen In Tokio grassiert das Coronavirus besonders stark. Foto: Reuters Pound will Impf-Priorität für Athleten V ON J ÜRGEN H ECK Derzeit sind bereits mehr als 60 belgische Athleten end- gültig für die Spiele platziert, aber das Belgische Olympi- sche und Interföderale Komi- tee (BOIK) erwartet, dass sich diese Zahl auf 120 Athleten un- gefähr verdoppeln wird. Ab dem Frühjahr finden Selekti- onsturniere statt, und viele Athleten werden sich am Ende der Qualifikationsperiode im Mai oder Juni auf Basis inter- nationaler Ranglisten qualifi- zieren. In der Liste der sicheren To- kio-Teilnehmer fehlen bei- spielsweise die Judoka (mit Medaillenanwärter Matthias Casse) oder die Radprofis, die neben Remco Evenepoel noch nominiert werden müssen. Weltweit waren 57 Prozent der rund 11.000 teilnehmen- den Athleten bereits vor der Pandemie definitiv qualifi- ziert. Die Führungsetage des BOIK tut sich stets sehr schwer da- mit, seine Ambitionen für an- stehende Olympische Som- merspiele in Zahlen zu fassen. Dennoch ist die Frage, wie vie- le Medaillengewinne dem Team Belgium zuzutrauen sind, nicht zu umgehen. Hochleistungssportdirektor Olav Spahl formulierte das Ziel zuletzt jeweils wie folgt: Man wolle zumindest besser abschneiden als die sechs Me- daillen von Rio 2016. BOIK- Vorsitzender Pierre-Olivier Beckers nimmt derweil die Prognose des Statistikbüros Gracenote als Maßstab: zehn olympische Medaillen für Bel- gien. Doch diese auf der Vorjah- ressituation basierenden Ziel- vorstellungen haben ein kur- zes Haltbarkeitsdatum. So ist beispielsweise durch die Coro- nakrise mit Schwimmer Pieter Timmers ein Medaillenkandi- dat schon ausgefallen. Andere Frage, die auch für andere Sportarten gilt: Wie hat sich die Konkurrenz von Turnerin Nina Derwael in den letzten zwölf Monaten entwickelt? Dennoch scheint klar, auf wessen Schultern die größten Hoffnung auf olympisches Edelmetall ruhen: Nafi Thiam, Nina Derwael, die Red Lions, Remco Evenepoel, das Team der Springreiter Emma Plas- schaert, Matthias Casse und die Belgian Tornados. Folgende Belgier haben ihr Tokio-Ticket bereits endgültig gelöst: Leichtathletik Isaac Kimeli (5.000 m) Bashir Abdi, Koen Naert und Hanne Verbruggen (Mara- thon) Ben Broeders (Stabhoch) Hanne Claes (400 m Hür- den) Nafi Thiam (Siebenkampf) Belgian Tornados 4x400 m Belgian Cheetahs 4x400 m, Mixed Team 4x400m Basketball Belgian Cats (Frauen) Hockey Red Lions (Männer) Kanu/Kajak Hermien Peters und Lize Broeckx (K2) Reiten Springreitermannschaft Karin Donckers (Vielseitig- keit) Rudern Tim Brys und Niels Van Zandweghe (Leichtgewicht- Doppelzweier) Taekwondo Jaouad Achab Turnen Nina Derwael Frauenmannschaft Radfahren Remco Evenepoel (Zeitfah- ren und Straßenrennen) Segeln Emma Plasschaert (Laser Ra- dial) Schwimmen Louis Croenen (200 m Schmetterling) Fanny Lecluyse (100 m und 200 m Brust) Olympia: Mehr als 60 Belgier haben ihr Tokio-Ticket bereits endgültig in der Tasche In etwas mehr als einem halben Jahr, am 23. Juli, sollen mit der Eröffnungs- zeremonie die Olympi- schen Sommerspiele in Tokio beginnen. Da drängt sich die Frage auf, wie die belgischen Chancen bei diesem Großereignis aussehen. Noch nicht endgültig qualifiziert, aber dennoch eine große Medaillenhoffnung: Judoka Matthias Casse Foto: belga Irgendwo zwischen sechs und zehn Medaillen

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