Persoverzicht juni 2020

22 22 S PORT GrenzEcho Donnerstag, 18. Juni 2020 V ON T IM F ATZAUN Bernd Rauw hatte am Diens- tag dreifachen Grund zum Fei- ern: Zunächst stand sein ehe- maliger Klub Arminia Biele- feld dank des Punktverlusts des Hamburger SV als erster Aufsteiger in die Bundesliga fest, dann machte mit Union Berlin ein weiterer Ex-Verein den Klassenerhalt perfekt und schlussendlich durfte er als Bayern-Sympathisant über den achten Meistertitel in Fol- ge jubeln. „Ich habe die Spiele mitverfolgt“, lässt er den Abend Revue passieren: „Bei Bielefeld freut es ich beson- ders, da ich noch den einen oder anderen Kopf, der da rumwuselte, aus meiner Zeit dort kenne.“ Der Name Bernd Rauw ist wohl jedem ostbelgischen Fußballliebhaber geläufig. Der gebürtige Malmedyer spielte nicht nur für die hiesigen Klubs aus Büllingen, wo er 1985 mit dem Fußball begann, für Bütgenbach und für Hons- feld, wo er 2013 seine Karriere als Spielertrainer beendete. Er schaffte auch den Sprung in die Profimannschaften von Standard Lüttich, Alemannia Aachen und schließlich als er- ster deutschsprachiger Belgier in die 1. Bundesliga zur Armi- nia Bielefeld. „Auf der Alm“ ging es damals drunter und drüber: Bielefeld stieg ab und direkt wieder auf, Abwehrspie- ler Rauw stand insgesamt 48 Mal auf dem Platz. „Ich kann mich noch an den Aufstieg 2004 und an die Feier am Rat- hausplatz erinnern“, so Rauw, ein wahrer Aufstiegsexperte: Neben Bielefeld schaffte er auch mit Aachen (zweimal), Emden, Honsfeld und in der Jugend den Sprung in die hö- here Klasse. „Es gibt als Sport- ler nichts Schöneres. Es ist je- des Mal ein tolles Gefühl.“ Aus der aktuellen Bielefelder Mannschaft hebt er vor allem den Trainer hervor: „Für Uwe Neuhaus freut es mich dop- pelt, weil er einfach ein guter Trainer ist – sowohl vom fach- lichen her, als auch mensch- lich. Er ist sehr kompetent und hat einen guten Draht zur Mannschaft. Das hat man am Dienstag wieder gesehen.“ Neuhaus kennt Bernd Rauw noch aus seiner Berliner Zeit. Nachdem er in Bielefeld nur noch in der zweiten Mann- schaft zum Einsatz gekom- men war, zog es ihn wieder zur Alemannia, ehe er über Maas- tricht und Emden 2009 beim 1. FC Union Berlin und Uwe Neuhaus landete. Die Haupt- städter waren gerade in die 2. Bundesliga aufgestiegen. 42 Spiele bestritt Rauw in zwei Jahren für die „Eisernen“. 2013 wechselte er nach Erfurt, spä- ter ließ er seine Karriere in Bütgenbach und Honsfeld ausklingen. Parallelen zwischen den Aufstiegen der Arminia und des Honsfelder SV Den Draht nach Bielefeld und Berlin hat er nie verloren. „Beim Berliner Aufstieg stand ich letztes Jahr wie ein kleines Kind vor dem Fernseher und konnte vor Spannung nicht mehr sitzen. Da hätte im Rele- gations-Rückspiel gegen Stutt- gart ja ein einziges Tor alles ändern können. Es freut mich immens, dass sie ein weiteres Jahr in der 1. Liga spielen kön- nen. Diese Saison war nicht ganz so dramatisch. Union hat zwei Spieltage vor Schluss den Klassenerhalt sicher, und Bie- lefeld stand in Liga zwei quasi die ganze Zeit oben.“ Auch den Berliner Erfolg macht der 40-jährige Rauw hauptsächlich am Mann an der Seitenlinie fest: „Bei Uwe Neuhaus weiß ich es ja, aber auch bei Urs Fischer habe ich den Eindruck, dass er ein sehr besonnener, guter Trainer mit gutem Verhältnis zur Mann- schaft ist. Ich mag Trainer mit einer Mischung aus Kompe- tenz, Motivation und gutem Verhältnis, die langfristigen Erfolg haben.“ Die Parallelen zu seiner letz- ten Station als Spielertrainer beim Honsfelder SV sind nicht zu übersehen: Während Uni- on Berlin vor der Saison als si- cherer Abstiegskandidat galt, hätten nicht viele auf einen Bielefelder Aufstieg gewettet. Auch Honsfeld tanzte sich 2014 fast nur mit eigenen Spielern aus der hinteren Rei- he an die Tabellenspitze und stieg in die 1. Provinzklasse auf. „Das war damals eine sehr homogene Mannschaft. Ge- nau wie Bielefeld mussten wir nie eine Phase von drei, vier Niederlagen am Stück durch- leben. Stattdessen hatten wir mit Daniel und Stefan Henkes zwei Stürmer, die immer ge- troffen haben – im Aufstiegs- jahr zusammengerechnet be- stimmt 50 Mal.“ Auch die Bie- lefelder können sich mit Fabi- an Klos (19 Tore) und Andreas Voglsammer (11) auf zuverläs- sige Schützen verlassen. „Um- so bitterer, dass Stefan Henkes dann eine Weltreise begann, und Daniel Henkes sich direkt zu Saisonbeginn einen Kreuz- bandriss zuzog. Wenn man das komplette Sturmherz aus der Mannschaft reißt, wird es kompliziert.“ Das, so hofft Rauw, soll der Arminia nicht passieren. „Hoffentlich kön- nen wir dieses Gespräch in einem Jahr, wenn beide die Klasse gehalten haben, erneut führen.“ Fußball: Bernd Rauw über die erfolgreiche Saison seiner beiden Ex-Klubs Arminia Bielefeld kehrt nach elf Jahren wieder in die Bundesliga zurück, während Union Berlin den Klassenerhalt im Ober- haus klarmacht: Kaum jemanden in Ostbelgien dürften diese beiden Nachrichten am Dienstag- abend so sehr gefreut haben wie Bernd Rauw. Im Trikot der Arminia Bielefeld wurde Bernd Rauw (links) der erste deutschsprachige Belgier in der Bundesliga. Fotos: dpa Den Aufstieg seines Ex-Klubs Union verfolgte Rauw (am Ball) vor einem Jahr „wie ein kleines Kind vor dem Fernseher.“ „Für Uwe Neuhaus freut es mich doppelt“ Die Veranstalter der Rallye Ypern (1. bis 4. Oktober) haben bestätigt, sich kurzfristig um einen Lauf der Rallye-WM (WRC) zu bewerben. Die Ent- scheidung hierüber soll bald fallen. Nach der Absage meh- rerer Stamm-Rallyes aufgrund der Coronakrise sind der Welt- verband FIA und der WM-Ver- markter WRC auf der Suche nach Ersatzläufen, um die Weltmeisterschaft 2020 zu retten. Einer der Kandidaten in diesem Notprogramm ist Ypern. Um den ehrgeizigen Anforderungen gerecht zu werden, wurde die Strecken- führung angepasst: „Schwer- punkte sollen Ypern und Spa- Francorchamps sein. Wir ver- handeln mit Hochdruck Aber beschlossen ist noch nichts.“ Am Freitag wird sich der Weltrat der FIA u. a. mit dem neuen WRC-Kalender befas- sen. Womöglich wird der Traum von einer WM-Rallye in Belgien ja Wirklichkeit. Für Thierry Neuville (Hyundai) wäre es ein Heimspiel. Der ge- bürtige St.Vither testete übri- gens in der Zwischenzeit wie- der in Finnland, nachdem sei- ne Probefahrten in der ver- gangenen Woche wegen eines Unfalls abgebrochen werden mussten. (hs) Motorsport: Notprogramm in der WRC Ypern bewirbt sich um WM-Lauf „Wenn ich mir die anderen Gruppen anschaue, bin ich doch ziemlich zufrieden“, so beschreibt Nationalspieler Da- vid Denert die Auslosung zur finalen Qualifikationsrunde für die Handball-Europamei- sterschaft 2022. Die Roten Wölfe müssen sich dabei ge- gen Favorit Frankreich, Ser- bien und Griechenland durch- setzen. „Dass mindestens eine Topnation dabei sein würde, wussten wir. Doch es hätten auch zwei sein können, wie man in der Gruppe der Nieder- länder sieht (mit Slowenien, Polen und der Türkei, A.d.R.). Da kann ich keine Mannschaft ausmachen, die am Ende das Rennen für sich entscheiden wird“, so der gebürtige Eupe- ner. Die Handball-EM findet vom 13. bis 30. Januar 2022 in der Slowakei und in Ungarn statt. Neben den beiden Gast- geberländern sind außerdem Spanien (Titelverteidiger) und Kroatien (Vizeeuropameister) gesetzt. Die 20 restlichen Startplätze gehen an die Grup- penersten und -zweiten sowie die vier besten Drittplatzier- ten. Die EM-Qualifikation liegt für die Roten Wölfe also durchaus im Bereich des Mög- lichen – es wäre die erste. „Das wäre der Wahnsinn. Unsere Chancen, für eine Überra- schung zu sorgen, sind nicht gering“, ist sich Denert sicher: „Bis auf Frankreich hatten wir Losglück, denn Griechenland ist auf jeden Fall zu packen, und gegen Serbien können wir mindestens einmal gewinnen. Ich habe nach der Auslosung mit zwei Mitspielern telefo- niert, die derselben Meinung sind.“ Auch wenn er damals noch nicht im Nationalaufgebot stand, kamen bei Denert so- fort Erinnerungen an die Qua- lifikation zur EM 2018 hoch, als die Belgier in Lüttich auf Frankreich trafen und eine sensationelle Leistung ablie- ferten. Erst in den letzten Mi- nuten konnten „Les Experts“ das hochspannende und dra- matische Spiel drehen und doch noch mit zwei Toren Dif- ferenz als glücklicher Sieger vom Platz gehen. „Das ist für die Zuschauer natürlich das Highlight. Ich habe einige Kol- legen, die in französischen Klubs spielen und sich sehr freuen. Für den belgischen Handball ist das nach dem Spiel damals erneut die Mög- lichkeit, sich zu beweisen.“ Das Heimspiel gegen den dreima- ligen Europameister, fünfma- ligen Weltmeister und zwei- maligen Olympiasieger steigt voraussichtlich am 28. April 2021 – „meinem Geburtstag“, freut sich Denert. (tf) Handball: Auslosung zur EM-Quali David Denert Ronald Jans Sportfotografie David Denert: „Wir hatten Losglück“ Die Formel E wird mit einem Mammutprogramm binnen acht Tagen in Berlin den Renn- betrieb wieder aufnehmen. Auf dem ehemaligen Flugha- fen Tempelhof sollen zwi- schen dem 5. und 13. August insgesamt sechs Rennen statt- finden und damit die Ent- scheidung über den Titel fal- len. Die Saison ruht seit dem 13. März durch die Coronavi- rus-Pandemie. Nun soll es am 5. und 6. August mit zwei Ren- nen in Berlin wieder losgehen, am 8. und 9. August steht an gleicher Stelle der nächste Renn-Doppelpack an, ehe dort die beiden letzten Rennen der Formel-E-Meisterschaft 2019- 20 am 12. und 13. August statt- finden sollen. Für die betref- fenden Doppel-Läufe, die hin- ter verschlossenen Toren ge- fahren werden, soll die Strec- kenführung jeweils geändert werden. Vor diesem außerge- wöhnlichen Finale führt nach den bislang ausgetragenen fünf Läufen der Portugiese António Félix da Costa (DS), der Belgier Stoffel Vandoorne (Mercedes) ist Sechster. (dpa/hs). Motorsport: Vom 5. bis 13. August Sechs Rennen in Berlin zum Finale ● Seit dem 1. April ist Bernd Rauw als Vollzeit-Mitarbeiter bei der Jugendabteilung der AS Eupen tätig. ● „Da gibt es viele Aufgaben- bereiche“, beschreibt er seine neue Arbeit: „Zunächst bin ich Koordinator der Jugend, organisiere aber auch spezia- lisierte Trainingseinheiten, um den einzelnen Spieler voranzubringen. Dazu be- treibe ich Videoanalyse. Die Arbeit umfasst also relativ viele Bereiche – sowohl im Büro als auch auf dem Platz –, und ist super interessant.“ ● Sechs Jahre lang war Rauw zuvor Trainer des Stütz- punkttrainings, das die AS in Zusammenarbeit mit Fußball Ostbelgien in Kelmis und Amel anbietet. ● „Ich bereue den Schritt gar nicht. Es war genau das Richtige, um wieder Fuß im Fußball zu fassen“, so Rauw. (tf) H INTERGRUND Jugendkoordinator bei der AS Eupen

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